In Weitental waltete anno Neun der Kurat Georg Lantschner seines seelsorglichen Amtes. Er war in Steinegg bei Bozen am 9. April 1772 als Sohn des Taglöhners Simon Lantschner und der Elisabeth Lantschner, geb. Mayr, geboren und hatte schon in den Franzosenkämpfen 1797 „fleißig mitgeholfen". Im Jahre 1797 erhielt er die Priesterweihe, von 1797 bis 1806 wirkte er als Hilfspriester, ab 2. April 1806 fungierte er als Kurat in Weitental. Am 8. April 1809 saß er eben beim Mittagessen, als der Mesner von Untervintl eintrat und sagte, er habe vom dortigen k. k. Erbpostmeister Bartlmä von Guggenberg-Riedhofen (1767 bis 1835), einem der Vertrauten Andreas Hofers, Wichtiges zu vermelden: „Morgen komme das österreichische Militär und der Herr Postmeister lasse bitten, der Herr Kurat möge teilnehmen an der Ausführung dessen, was der kaiserliche Kommandant von der Gegend verlange." Auf die erstaunte Frage des Geistlichen, was denn los sei, entgegnete der Mesner, die Bayern drohen mehreren Orten mit Brand und Plünderungen von Kirchenschätzen, man wolle nun diese Mordbrenner verjagen. Dem Kuraten fuhr es in die Glieder; schon in den ersten Nachmittagsstunden lief er in seiner Pfarre umher, bestellte alle „guten und vertrauten" Schützen, jeden eigens, damit nicht einer vom anderen etwas wusste, sie sollten sich für den Abend des nächsten Tages bereit halten und wo das Lauffeuer zuerst aufginge, hätten sie sich in einem bestimmten Gebüsche außerhalb des Dorfes zu sammeln. Er verständigte auch sofort den Gampielerbauern, der ihm half, das ineinem alten Tabernakel aufbewahrte Höchste Gut auf dem Hof zu verstecken. Als man den Hof auch nicht mehr als sicher glaubte, brachte man ihn bis zu Sichkuchlwand wo es in einer Felsspalte ein gutes Versteck gab. Nach dem Krieg brachte man das Höchste Gut wieder in die Kirche. Der Tabernackel blieb jedoch beim Kampieler, wo er heute noch zu sehen ist. Am 16. April kämpfte Lantschner bei der Ladritscher Brücke, am 2. August mobilisiert er die Berggemeinden Pfunders und Terenten und übernahm selbst das Kommando der Weitentaler, Schönecker und Rodenecker bei den Kämpfen in der Sachsenklemme. Am 9. August erschien der streitbare Kurat vor dem Marschall Lefebvre und forderte von diesem nichts Geringeres, als sich zu ergeben. Am 14. Oktober 1809 bat Lantschner in einem in Weitental geschriebenen Gesuche den Sandwirt um Verleihung der Pfarre Kaltern, „doch nur mit dem, wenn man ihn als derselben würdig und fähig erkenne". Die Bittschrift, die von Peter Mayr und Peter Kemenater befürwortend mitgefertigt war, schloss mit den Worten: „Das Kriegsgetümmel rufet mich wieder in das Schlachtfeld! Der gütige allmächtige Vater schenke Ihnen (Andreas Hofer) und allen ferner seine väterliche Huld und wunderbaren Segen.“ Am 30. November zog der kriegslustige Kurat nach einem Kriegsrate in Nieder-Olang gegen Bruneck und belagerte den diese Stadt okkupierenden General Almeras, der aber durch die Hilfe des Generals Moreau sich aus seiner tristen Lage befreien konnte. Lantschner gehörte zu den streitbaren Gesellen, die den neuerlichen Aufgeboten Andreas Hofers (vom 22. November 1809) und v. Kolbs blind gehorchten und stets zum Kampfe bereit waren.Ende Februar 1810 kam Lantschner nach Wien. Im September 1813 warb Lantschner emsig für den Anschluss Tirols an Österreich im Tauferer- und Westpustertal, jedoch mit wenig Erfolg, ja man hat ihm sogar die Wiederaufnahme seines Kuratenamtes (am 15. September 1813) in Weitental verweigert. Im Oktober 1813 wurde Lantschner vom Landeskommissär von Roschmann nach Innerösterreich abgeschoben, weil er im Lande zu viel hetzte und mit seinen Landstürmern auch im Weitentale wieder auftauchte. Im Jahre 1816 kam Lantschner in die Diözese Seckau, wurde Aushilfspriester in Dobl (Tobbelbad) bei Graz, 1817 Aushilfspriester in Gams bei Stainz, 1818 bis 1822 Weltpriester im Schlosse St. Josef bei Oisnitz-Stainz, weiters Provisor und ab 1. Jänner 1823 Pfarrer in Preding bei Wildon in der Steiermark. Am 15. April 1823 starb der tapfere Priester in Preding infolge eines Schreckens, weil bei der Einsegnung einer Leiche der Deckel der Sargtruhe aufsprang.
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